Leseprobe "Verschenke deine Zeit sinnvoll"
von Regula Meile
Ratgeber im A5-Format, 288 Seiten, ISBN: 978-3-96050-233-3 (Hardcover)
Inhalt
INHALT
1. Einleitung
2. Das Problem erkennen
Ein Morgen im Leben von Luisa
Wie wir unser Zeit-Problem erschaffen
Keine Zeit zu haben ist eine Lüge
Der Wert der Zeit
Je mehr wir rennen, desto mehr verrennen wir uns
Uns fehlt Ruhe
Wir wollen alles, und zwar sofort
Die Informationsflut überflutet uns
Unser Bedürfnis immer alles kontrollieren zu müssen
Sparsamkeit, die Lieblingsregel aller halblebendigen Menschen
3. Eine mögliche Lösung
(Zeit-)Geschenke machen
Sich selbst Geschenke machen
Anderen Geschenke machen
Geschenke empfangen
Wünsche und Erwartungen
Geschenke, die nicht gefallen
Zeit verschenken im Rahmen deiner Berufung
4. Und jetzt zur Umsetzung
Vom Taubheitszustand in den Lebendigkeitszustand
Den Körper mit einbeziehen & in die Handlung kommen
Zu sich zurückfinden
Die innere Stimme wieder hören
Balance zwischen Energie und Ruhe
Perspektivenwechsel
Werteklärung
Hauptziele und Ausrichtungen
Deine ungeschriebenen Regeln auflockern
Toleranz entwickeln bezüglich offenen To-Dos
Nicht alles kontrollieren müssen
Den Moment auskosten
Das kleine Kind in uns wiederfinden
Entscheidungen fällen
Stolz auf unsere Gaben sein
Umgang mit der Informationsflut
Entspannung durch Langsamkeit
Einfachheit
Genussfähigkeit
Bewusstheit und Achtsamkeit
Dankbarkeit
Neue Gewohnheiten aufbauen
Umgang mit innerer Unruhe
Angst vor Kontrollverlust
Die Sache mit der Disziplin
Umgang mit Unverständnis von anderen
Mit Liebe schenken
Was wenn wir immer wieder in alte Muster hineingeraten?
5. Das Problem erkannt
1. Einleitung
In diesem Buch geht es keineswegs darum, Selbstdisziplin zu lernen, damit du noch mehr Ziele gleichzeitig erreichen kannst. Denn, wenn wir aufrichtig sind, können wir erkennen, dass für viele Menschen in unserer westlichen Welt die Selbstdisziplin keineswegs das Hauptproblem darstellt. Das Problem ist vielmehr, dass wir uns zu viele Ziele setzen und das Gefühl haben, alle gleichzeitig erreichen zu müssen. Dass wir vor lauter Zielorientierung die Geschenke des aktuellen Moments nicht mehr wahrnehmen. Dass wir vor lauter Selbstoptimierung vergessen, wofür wir das eigentlich alles tun. Dieses Buch möchte dich vielmehr darin unterstützen, einen Gang zurückzuschalten. Unsere Lebenszeit ist das wertvollste Gut, das wir besitzen. Sie ist ein Geschenk, das wir empfangen haben und welches wir nutzen sollten, indem wir es weiterschenken! Durch unzählige kleine Geschenke an uns selbst und an unsere Mitmenschen! Dazu benötigt man einen achtsamen Umgang mit diesem wertvollen Gut. Wir müssen lernen, unseren Fokus auf das zu lenken, was uns in unserem Leben wirklich wichtig ist, anstatt uns mit alltäglichen Belanglosigkeiten herumzuschlagen und diesen so viel Gewicht zu geben, dass sie unser Leben dominieren. In einer Zeit, in der die Informationsfülle beinahe unendlich ist und unsere Idole und Vorbilder uns suggerieren, dass man alles unter einen Hut bringen und ein perfektes Leben führen kann, ist es oft schwierig, nicht in ein konstantes Gefühl des chronischen Zeitmangels zu geraten. Wir wollen alles, und zwar sofort! Schließlich haben uns die Motivations-Coaches aufgezeigt, dass wir uns nicht damit zufriedengeben sollten, kleine Brötchen zu backen! Wir wollen schließlich erfolgreich sein und unser Leben nach unseren Vorstellungen gestalten. Dazu braucht es nun mal Motivation, Engagement und Investment!
Dies mag alles stimmen, doch führt es viele von uns auf einen Pfad der andauernden Rastlosigkeit und des Immer-noch-mehr-Wollens. Wir sind andauernd damit beschäftigt, zehn oder zwanzig Ziele gleichzeitig zu verfolgen und fühlen uns schließlich unter Stress. Schluss damit! Bist du bereit, neue Wege zu gehen? Bist du bereit für einen Perspektivenwechsel? Du musst dazu nicht einmal dein gesamtes Leben auf den Kopf stellen. Außer natürlich, wenn du das möchtest oder sich das mit der Zeit so entwickelt. Aber hauptsächlich geht es in diesem Buch darum, einen anderen Blickwinkel auf die Dinge einzunehmen! Das bedeutet nicht, dass du dich einfach zurücklehnen und dieses Buch lesen kannst, in der Erwartung, dass sich dann alles von allein regeln wird. Eine Veränderung benötigt ein Commitment und das Dranbleiben auch im Alltag. Aus diesem Grund beinhaltet dieses Buch viele Anregungen zur praktischen Umsetzung. Es gibt Übungen, die du in deinem Alltag umsetzen kannst. Immer wieder werde ich dich auffordern, Dinge aufzuschreiben. Ich lade dich ein, dir dazu ein Zeit-Geschenk-Heft oder ein Zeit-Geschenk-Buch mit leeren Seiten zuzulegen. Wähle ein wunderschönes Buch oder gestalte den Einband selbst mit deinen Lieblingsfarben und –motiven! In diesem Buch kannst du neben den Übungen auch all deine Gedanken, Inspirationen und Erkenntnisse festhalten, welche in Zusammenhang mit den Thematiken stehen, welche wir gemeinsam angehen. Und vielleicht magst du es dann für Dinge nutzen, die über all das hinausgehen. Für die Gedanken, wie du dich im Leben ausrichtest, was dich bewegt und inspiriert oder um deine Visionen und positive Affirmationen festzuhalten! Dinge zu verschriftlichen, hilft unserem Gehirn, die notwendige Klarheit zu erlangen. Indem wir etwas schriftlich festhalten, bekommt es automatisch mehr Gewicht, wir erinnern uns eher daran und wir haben einen ersten Schritt in Richtung Handlung getan, indem wir den Stift in die Hand genommen haben. Anders als bei einem Tagebuch befassen wir uns in einem solchen Buch mit unserer Zukunft und legen erste Pfade in die von uns gewählte Richtung an.
Neben den Schreibaufgaben und den Übungen, welche du im Alltag umsetzen kannst, beinhaltet das vorliegende Buch zusätzlich zahlreiche Mini-Meditationen. Das sind imaginative Übungen, die dich darin unterstützen, voll im Moment zu sein und dich auf das auszurichten, was wichtig ist. Außerdem lernst du in diesen Mini-Meditationen beispielsweise, deine Sinne zu schärfen, um den Moment voll auskosten zu können. In solchen stillen Momenten, in welchen wir die Aufmerksamkeit nach innen richten, können wir uns Kompetenzen aneignen, die wir danach im Alltag anwenden können. Außerdem bringen sie dich zu dir selbst zurück, sodass du einen Schritt zurück machen kannst und das größere Ganze siehst, anstatt nur die zuvorderst stehenden, dringlich erscheinenden Aufgaben zu erkennen. Die Mini-Meditationen sollten jeweils ca. fünf Minuten dauern und können überall in deinem Alltag eingebaut werden, in denen du etwas freie Zeit hast und einen einigermaßen ruhigen Ort, im Notfall auch einmal die Toilette am Arbeitsplatz.
Aber halt! Das klingt doch nach noch mehr Aufgaben und somit noch mehr Stress? Ein Buch zu führen, Übungen im Alltag, Mini-Meditationen, was denn sonst noch? Und wann soll man denn die Zeit für das alles aufbringen? Da wären wir wieder bei dem Problem, das dich wahrscheinlich ursprünglich dazu gebracht hat, dieses Buch überhaupt in die Hand zu nehmen! Natürlich ist es bei diesem Buch NICHT so, dass dir irgendwelche Empfehlungen gegeben werden, im Sinne von, »Du solltest das jetzt jeden Tag tun« und »Du wirst nichts erreichen, wenn du nicht fleißig übst« und »Du musst dranbleiben« usw. Klar, die besten Effekte erzielen Leute, die Gelerntes konsequent in die Praxis umsetzen. Aber wie genau du das machst, bleibt dir überlassen. Lass dich dabei einfach vom Lustprinzip steuern! Vielleicht sind ja die beschriebenen Übungen nur Inspirationen für dich und du leitest davon deine eigenen ab. Oder du machst ganz selten etwas davon, es dafür dann aber mit voller Freude und Hingabe. Oder du speicherst zunächst einmal die Informationen in deinem Gehirn ab, das schärft deine Wahrnehmung in deinem Alltag, du beginnst dein Denken anzupassen und plötzlich, erst einige Zeit nach dem Lesen des Buches, kommt das Bedürfnis, die eine oder andere Übung anzuwenden. Alles ist okay. Schenk dir in diesem Moment die Freiheit, nichts zu müssen! Auch wenn du teilweise mit den Formulierungen in diesem Buch zu etwas aufgefordert wirst, hier beginnt bereits die Umsetzung! Mach kein »To-do« daraus! Setze Übungen um, wenn du bemerkst, dass du diese gerne machen möchtest. Wenn du hingegen denkst, dass diese jetzt sinnvoll wären, dich die Umsetzung aber gerade überhaupt nicht reizt, dann ist wohl nicht der Moment dafür. Dann lass sie einfach los und schau, ob dir zu einem späteren Zeitpunkt die Übung wieder in den Sinn kommt und du sie dann in die Tat umsetzen möchtest. Die Art und Weise, wie du die Übungen aus diesem Buch umsetzt, ist somit der erste Schritt dazu, das Konzept in dein Leben zu integrieren. In den nachfolgenden Kapiteln wird bei den Übungen nicht mehr stehen, du sollst diese nur machen, wenn dir danach ist. Nein, du wirst aufgefordert, diese jetzt umzusetzen. Das ist bewusst so formuliert, denn wenn du das Gelernte in deinem Alltag umsetzen möchtest, dann wird es so sein, dass von allen Seiten Menschen versuchen, dich davon zu überzeugen, was du jetzt tun solltest. Und es wird dir oft sehr sinnvoll und erstrebenswert erscheinen und ein Teil von dir wird es unbedingt machen wollen. Dies sind die Situationen, in welchen du dir in Zukunft die Frage stellen solltest, ob es das ist, was du dir oder anderen in dem Moment von ganzem Herzen schenken möchtest, unter Inkaufnahme aller Konsequenzen.
Neben der Achtsamkeit dafür, an wen bzw. was du deine Zeit verschenken möchtest, liegt der Fokus dieses Buches stark darauf, den Akt des Schenkens bewusst auszukosten. Egal wofür du dich in dem Moment entscheidest – das kann zum Beispiel der Abwasch sein – du kannst es voller Hingabe erledigen. Wenn du dich in eine Erfahrung vollständig eingibst, dann gibt es keine verlorene Zeit. Es ist immer eine Frage der Bewertung der Tätigkeit und nicht eine Frage der Tätigkeit an sich. Das Ziel ist also mehr Lebendigkeit, Emotion, Intensität in deinen Alltag zu bringen und jeden Moment in dich einzusaugen, egal ob es nun der »perfekte Moment« ist oder ob da irgendetwas ist, was dir gerade nicht gefällt. Es soll ein Innehalten stattfinden, eine Pause von der Rastlosigkeit, dem ständigen Suchen und dem ständigen Streben nach mehr. So gelingt es, die Geschenke wahrzunehmen, welche unsere Umgebung gerade für uns bereithält und gleichermaßen die Geschenke, die wir in uns tragen.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil beleuchten wir das Problem, beschäftigen uns damit, warum wir denn ständig das Gefühl haben, keine Zeit zu haben. Im zweiten Teil wird der Lösungsansatz des Zeitschenkens vorgestellt. Und im dritten Teil werden konkrete Tipps und Impulse zur Umsetzung gegeben sowie zum Umgang mit Stolpersteinen. Um bereits während des Lesens in die Handlung zu kommen und die Erkenntnisse umzusetzen, enthält jedoch auch der erste Teil des Buches bereits Hinweise und Aufgaben zur Umsetzung des Gelernten! Falls sich dabei Schwierigkeiten zeigen, dann gibt es natürlich immer die Möglichkeit, ein Kapitel aus dem dritten Teil des Buches vorzuziehen, welches genau diese spezifische Schwierigkeit adressiert.
2. Das Problem erkennen
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Wie wir unser Zeit-Problem erschaffen
Um dies gleich zu Beginn klarzustellen: Wer in unserer Gesellschaft lebt, wird beinahe automatisch Mit-Erschaffer des Zeit-Problems, das wir alle erleben. Nur wenigen gelingt es, sich dem zu entziehen. Wir wachsen mit dem Gedanken auf, dass Zeit ein knapp bemessenes Gut ist und wir uns deshalb stets anstrengen sollten, um diese nicht zu vergeuden. Dies wird uns von allen Seiten suggeriert und wir werden schon früh im Leben Zeugen davon, wie alle um uns herum im Stress sind und von einem Termin zum anderen hetzen. Das erleben wir als Normalität und es ist somit nicht verwunderlich, dass wir dieses Verhaltensmuster übernehmen, ohne darüber nachzudenken. Natürlich ist unsere Zeit auf der Erde begrenzt und dies sollte uns sehr wohl bewusst sein! Die Schlussfolgerung, dass wir in dem Fall möglichst viel in die uns zur Verfügung stehende Zeit hineinpacken sollten, scheint uns die logische Folge davon. Daher müssen wir stets produktiv sein, wir müssen vorangehen, um unsere Ziele innerhalb effizienter Frist zu erreichen, wir müssen jede freie Minute sinnvoll nutzen und möglichst viel Multitasking betreiben. Das ist etwas viel »müssen«, findest du nicht auch? Ist ein Leben voller »müssen« das, was wir uns gewünscht haben, als wir uns vorgenommen haben, die knapp bemessene Zeit sinnvoll zu nutzen? Wohl kaum! Doch dieses Denken ist so verankert in unserer Gesellschaft, dass es kaum hinterfragt wird. Zwar zeigt die wie Pilze aus dem Boden schießende Anzahl neu entstehender Yoga-Studios auf, dass den Menschen bewusst wird, dass sie - in unserer sich immer schneller drehenden Welt - Ruhepausen benötigen, jedoch wird für viele Besucher der Yoga-Klassen die Yoga-Stunde zu einem weiteren Termin, den sie in ihrer Agenda irgendwie unterbringen müssen und der dazu führt, dass sie dafür umso effizienter beim Erledigen ihrer Alltagsaufgaben sein müssen und weniger Zeit zur Verfügung für andere Verschnauf-Pausen im Alltag haben.
Unsere gesellschaftlichen Werte und Normen sind darauf ausgerichtet, Erfolg zu haben, Leistung zu erbringen und effizient zu sein. Sich Zeit zu lassen, den Moment auszukosten und sich einfach treiben zu lassen, wird akzeptiert, wenn es zu klar umrissenen Zeiträumen in klar definierten Räumen und Situationen stattfindet und ja nicht überhandnimmt! Unsere Idole und Vorbilder leben uns vor, wie das geht und berichten stolz auf Social-Media, im Fernseher und im Zeitungsinterview, wie sie es geschafft haben, Job und Familie unter einen Hut zu bringen und dabei mit regelmäßiger sportlicher Aktivität einen optimalen Lebensstil zu pflegen. Selbstverständlich unter Berücksichtigung der gesunden Ernährung, bei der natürlich so viel als möglich selbst gemacht wird: vom Anbau im Hochbeet über die Kreation eigener Rezepte bis hin zum eigentlichen Kochen. Und dabei wird nebenher die eigene Firma aufgebaut und es werden »Do-it-yourself«-Geschenke gebastelt, es wird auf genügend »Quality-Time« mit der Familie geachtet und darüber hinaus eine gesunde »Work-Life-Balance« eingehalten. Dass man dazu stets perfekt gestylt ist und in einer topmodernen, nach Feng-Shui eingerichteten Wohnung lebt, welche natürlich stets makellos aufgeräumt ist, versteht sich von alleine. Wer das schafft, kann sich der Anerkennung anderer sicher sein. Aber ist das tatsächlich unsere Vorstellung davon, wie wir unser Leben leben möchten, wenn wir mal ganz ehrlich zu uns sind? Klingt das nicht super anstrengend, so perfekt sein zu müssen? Und sollten wir nicht eigentlich eher Leute bewundern, die den Mut haben, einen anderen Weg zu gehen? Und was ist der Grund, weshalb wir so schlecht aus diesem Denken aussteigen können, obwohl wir alle wissen, dass es auf Dauer ungesund ist, wenn man sich selbst unter Druck setzt?
Ein Problem unserer Gesellschaft ist die Tatsache, dass wir unzählige Möglichkeiten haben und uns unzählige Informationen zu allen Möglichkeiten stets auf verschiedensten Kanälen zur Verfügung stehen bzw. wir damit regelrecht überschwemmt werden. Dabei wird vieles so geschickt verpackt, dass sofort ein entsprechender Wunsch in uns geweckt wird, sei es für einen Kochkurs, für die Ferien in der Toskana oder für das Anschauen eines Schmink-Tutorials auf YouTube. Sich den ständigen Verlockungen zu entziehen, ist kaum möglich. Diese lachen uns auf dem Arbeitsweg an, während der Unterhaltung mit Freunden, welche von den neuesten Trends berichten, während der Internetrecherche, bei der gezielt auf uns zugeschnittene Werbung geschaltet wird oder während des Lesens eines Zeitschriftenartikels. Oft wird dabei in uns die Angst geweckt, wir könnten eines Tages auf unser Leben zurückblicken und bemerken, dass wir Dinge verpasst haben, die wir hätten erleben wollen. Wenn wir jetzt nicht diese Weiterbildung besuchen und uns diese neue Technik aneignen und diese neue Trendsportart ausprobieren, dann zieht vielleicht die Chance an uns vorbei und wir werden es nie mehr tun! Schlussendlich geht es um die Endlichkeit des Lebens, mit welcher wir uns nicht auseinandersetzen wollen. Unsere Lebenszeit ist begrenzt und wir können nicht alles tun, erleben und erreichen, was es auf dieser Welt zu erleben gibt. Das möchten wir manchmal nicht so gerne wahrhaben. Genau in dieser Wahrheit liegt aber der Schlüssel zu einer anderen Perspektive. Wenn wir uns mit der Tatsache konfrontieren, dass wir während unserer Zeit auf der Erde nicht alles tun können, dann mag das vielleicht für einen Moment lang schmerzhaft sein. Aber indem wir diesen Schmerz annehmen, anstatt ihn zu negieren und uns vorzumachen, wir könnten tatsächlich ALLES, passiert ein Perspektivenwechsel: Wir bemerken, dass genau deshalb, weil unsere Zeit begrenzt ist, wir uns auf das konzentrieren sollten, was uns wirklich wichtig ist und uns am Herzen liegt. Wir beginnen, uns mit den Fragen auseinanderzusetzen, welche Ziele wir verfolgen möchten und welche Werte wir dabei leben wollen. Wir können den kollektiven Denkfehler unserer Zeit erkennen und bemerken, dass die Beschränktheit der Zeit eigentlich ein Geschenk darstellt. Je rarer etwas ist, desto wertvoller wird es für uns. In einer Welt, in der alles aus Gold ist, würde niemand auf die Idee kommen, Gold als besonders wertvoll anzusehen und besonders achtsam mit Gold umzugehen. Genauso wäre das, wenn uns unbeschränkt viel Zeit zur Verfügung stünde. Diese Erkenntnis kann uns helfen, unser Leben bewusster zu leben und zu gestalten. Wir beginnen zu realisieren, dass das »immer mehr, immer schneller, immer besser« uns davon abhält, zu erkennen, was wir uns aus tiefstem Herzen im Leben wünschen. Wir können beginnen, die Tatsache, dass unser Leben irgendwann enden wird, in unser Denken miteinzubeziehen. Stell dir vor, wie es wäre, wenn du unbeschränkt Zeit hättest und ewig leben würdest. Würdest du nicht in dem Fall den einzelnen Tag weniger wertschätzen, als wenn du weißt, dass es dein letzter sein könnte? Beginnst du nicht dadurch, dass dir das bewusst ist, automatisch den Fokus auf das zu lenken, was in deinem Leben von Relevanz ist? Deine Familie vielleicht? Deine Freunde? Genussmomente? Eigene Projekte und Dinge, die du gerne erschaffen möchtest? Einen positiven Einfluss auf die Welt zu haben und etwas dazu beizutragen, dass sie mehr zu dem wird, was du dir wünschen würdest? Schwächere unterstützen? Kindern etwas beibringen? Sich im Moment verlieren? Aus dem Alltag ausbrechen? Neue Welten entdecken? Tanzen und singen? Die Aufzählung ist endlos und für jeden Menschen sind das andere Dinge, aber den meisten von uns gemeinsam ist, dass wir diese oft vergessen oder hintenanstellen. Wie oft haben wir uns damit unbewusst dafür entschieden, Momente voller Lebensfreude und Lebendigkeit auszulassen? Beginnen wir also jetzt, unser Leben so zu gestalten, dass die Dinge, die uns wichtig sind, ihren Platz in unserem Leben haben! Aber da ploppt in der Regel eine Stimme in unserem Kopf auf, welche ganz viele »ja, aber …« Argumente hat. »Ich würde ja gerne, aber …« Natürlich ist es kein Kinderspiel, aus jahrelang erlernten und gefestigten Verhaltensmustern und einem entsprechenden Leben, das man sich aufgebaut hat, einfach von heute auf morgen auszusteigen. Aber das müssen wir auch nicht! Wir können mit einem winzig kleinen Schritt in die richtige Richtung beginnen und vieles wird sich mit der Zeit von selbst fügen! Wichtig ist der Perspektivenwechsel! Schon alleine durch das neue Denken wird dir im Alltag immer wieder bewusst, wo du kleine Veränderungen vornehmen könntest. Und hast du die Veränderung einmal in Gang gesetzt, dann kommt diese von allein ins Rollen. Und das in deinem eigenen Tempo.
Schreib-Aufgabe:
Nimm dir für diese Aufgabe eine halbe Stunde Zeit. Stell dir vor, du bist achtzig Jahre alt und schaust zufrieden auf dein Leben zurück. Was hast du erreicht/erlebt? Worauf bist du stolz? An welche Erlebnisse erinnerst du dich immer wieder gerne zurück? Und wenn du davon ausgehst, dass deine Tage nun gezählt sind: Was möchtest du in den letzten Tagen, Wochen oder Monaten deines Lebens noch tun? Wenn du vielleicht schnell ermüdest und nicht mehr so viel an einem Tag erledigen kannst, worauf möchtest du trotzdem auf keinen Fall verzichten? Und nun schau dir die Antworten auf diese Fragen an und überleg dir, inwiefern die von dir notierten Dinge aktuell Platz in deinem Leben finden, inwiefern sie Priorität haben. Und wo du ihnen vielleicht etwas mehr Raum verschaffen könntest.
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